Löninger kritisieren Klinik-Auflagen

22. August 2024

Von Georg Meyer

 

Nachfolge für Hausarzt Michael Utesch gefunden

Löningen. Zu Beginn der Diskussionsrunde konnte Bürgermeister Burkhard Sibbel Erfreuliches verkünden. Der zum Ende des Jahres in den Ruhestand gehende Hausarzt Michael Utesch hat eine Nachfolge für seine Praxis in der Langenstraße gefunden. Dabei handele es sich um eine Ärztin, berichtete Sibbel am Mittwochabend im Centralhof. Trotz der gelungenen Wiederbesetzung bleibt der grassierende Medizinermangel aber ein Problem für die Stadt. Darüber, wie er behoben werden könnte, sprachen Experten und Bürger auf Einladung der örtlichen CDU.
Neue Ärzte sind rar und begehrt. Sie für Löningen zu gewinnen, ist daher keine leichte Aufgabe. Die Verwaltung führt laut Sibbel zurzeit Gespräche mit mehreren niederlassungswilligen Medizinern. „Sie sind noch lange nicht am Ende“, schränkte der Bürgermeister ein, versprach aber, „am Ball zu bleiben“.

Rund um Löningen schlummert Ärztepotenzial

Kreis hat inzwischen 20 Nachwuchsmediziner in der Förderung. Als „größtes Pfund für Löningen“ bezeichnete Sibbel das Copernicus-Gymnasium, dessen Abiturienten nicht selten Medizin studierten. Besonders sie möchte Sibbel zur Rückkehr in die Heimat motivieren und ihnen bei der Praxisgründung helfen. Dass rund um Löningen durchaus ein Ärztepotenzial schlummert, bestätigte auch Christoph Essing, Leiter der Gesundheitsregion Landkreis Cloppenburg. Der Kreis bietet Studierenden Stipendien an und hat inzwischen 20 Nachwuchsmediziner in der Förderung.
„17 von ihnen wollen Hausärzte werden, drei Kinderärzte“, berichtet Essing. Viele stammten aus dem Alten Amt. Essing hofft, dass demnächst jedes Jahr bis zu fünf neue Ärzte aus dem Programm hervorgehen. Dann könne man auch über Praxiszusammenlegungen und die Gründung von Medizinischen Versorgungszentren nachdenken. „Ohne Ärzte macht das keinen Sinn.“
Allerdings seien gute Mediziner nicht automatisch auch gute Betriebswirte. „Viele Studenten haben regelrecht Angst vor der Selbstständigkeit“, sagte Essing. Ihnen möchte er deshalb Unternehmens- und Steuerberater als Mentoren zur Seite stellen.

Kritik an Kassenärztliche Vereinigung (KVN)

Im Zentrum der Kritik stand – auch beim Publikum – die Kassenärztliche Vereinigung (KVN). Vor 2 Jahren hatte sie einem niederlassungswilligen Kardiologen die Praxiszulassung in Löningen verweigert. Der Unmut über die Entscheidung ist bei Burkhard Sibbel noch immer nicht verraucht. Als er sich bei der KVN für den Herzspezialisten einsetzte, habe man ihn ausgelacht, sagt er. Landtagsabgeordneter Christoph Eilers warf der Vereinigung „Besitzstandsdenken“ vor. „Das System funktioniert nicht mehr“, befand der CDU-Politiker. Forderungen nach einer Abschaffung der Niederlassungsbeschränkung trat Christoph Essing jedoch deutlich entgegen. Sie würde die Abwanderung von Ärzten in die Zentren weiter verstärken, sagte er, überzeugte damit aber nicht alle Teilnehmenden. Auch die großen Städte hätten mittlerweile ähnliche Probleme, wusste Pflegeexpertin Diana Hömmen.

Neue Krankenhausreform großes Thema

Viel Raum nahmen am Abend die Krankenhausreform und die Zukunft der St.-Anna-Klinik ein. Dort steht demnächst ein massiver Bettenabbau an. An den Plänen, die stationäre Versorgung im Christlichen Krankenhaus Quakenbrück zusammenzufassen, habe sich nichts geändert, betonte Geschäftsführer Matthias Bitter. Auch die noch in Löningen beheimatete Urologie dürfte in den nächsten Jahren umziehen. Der Grund dafür seien der Fachkräftemangel und die explodierenden Kosten. Zudem strebt Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach mit seiner Reform eine deutliche Reduzierung der Krankenhäuser an. Bundesweit sollen bis zu 700 Kliniken geschlossen werden. Der Druck auf die kleinen Häuser sei jetzt auch in Löningen spürbar, bestätigte Bitter. So prüft der Medizinische Dienst zurzeit, ob in der St.-Anna-Klinik weiterhin Oberschenkelhalsbrüche operativ behandelt werden dürfen. Ausgang ungewiss. Mit „Scheinauflagen“ versuche man, die Kleinen aus dem Markt zu drängen, kritisierte Bitter.

Löningen wird immer Gesundheitsangebot stellen

Er machte den Anwesenden aber zugleich Hoffnung. In Löningen werde es immer ein Gesundheitsangebot geben – allerdings ein weniger breites. Bitter warb zugleich für kreisübergreifende Lösungen. „40 Prozent der Patienten in Quakenbrück kommen aus dem Landkreis Cloppenburg“. Entscheidend sei nicht, wo sich eine Klinik befände, sondern wie gut ihr medizinisches Leistungsspektrum sei.

Mangel an Pflegekräften

Neben den Ärzten fehlen in den Krankenhäusern auch Pflegekräfte. „Wir können den Bedarf nicht mehr aus der Region decken“, erklärte der Klinische Geschäftsführer der St.-Anna-Klinik, Martin Herbes. Die Einrichtung bildet deshalb mittlerweile indische und afrikanische Pflegeschüler aus. Die sprachlichen Hürden seien hoch, räumt Herbes ein. Der hohe Aufwand lohne sich jedoch. „Wir bekommen die Stellen zunehmend besetzt. Das sah vor 3 Jahren noch ganz anders aus.“ Leichtere Zugänge zum Arbeitsmarkt für Asylsuchende, die in die Pflege wollen, forderte Agnes Brümmer vom Sozialdienst Katholischer Frauen und Männer.

Lob für Stärkung der Medizinerausbildung im Nordwesten

Von allen Diskutanten positiv hervorgehoben wurde die Stärkung der Medizinerausbildung im Nordwesten. Das Land hat kürzlich die finanzielle Absicherung von 200 Studienplätzen an der Uni Oldenburg beschlossen. „Nächste Baustelle werden dann die Apotheker sein“, prophezeite Christoph Eilers abschließend. Auch sie schlügen bereits wegen der Reformpläne Alarm.

 

Quelle:

https://munsterlandischetageszeitung.reader.e-pages.pub/munsterlandischetageszeitung/491/article/2099288/17/1/render/?token=ae43d58a02c111ee2ff88f063004949f&appid=epaper.om-online.de&appversion=2.22.1&vl_platform=desktopwebapp

 

 

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